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Die richtige Vorbereitung für einen medizinischen Notfall

Interview mit Sturz- und Rettungsexperte Beat Mühlethaler – Teil 2

 

Im zweiten Teil unseres Interviews mit Rettungssanitäter und Berufsretter Beat Mühlethaler verraten wir Ihnen, wie man sich auf einen Notfall am besten vorbereiten kann, wie wichtig gutes Fingerspitzengefühl ist und was Sie als nahestehende Person im Umgang mit Ihren Liebsten beachten sollten. Am Ende des Blogs haben wir hilfreiche Tipps für Sie zusammengefasst.

 

Wie bereitet man sich auf einen möglichen Unfall zuhause vor?

Ich empfehle Bewohnerinnen und Bewohner, wie auch deren Angehörigen oder auch Nachbaren einen gemeinsamen Notfallplan zu erarbeiten. Hier ist es wichtig, dass auch die Angehörigen miteinbezogen werden, da sie der betroffenen Person in der Regel am nächsten stehen und daher wissen, welche Bedürfnisse sie hat. Die Angehörigen kennen üblicherweise auch die Wohnung sowie das nähere Umfeld, wie beispielsweise die Nachbarn, sehr gut. Für die Erstellung eines Notfallplans können diese Informationen nicht nur hilfreich, sondern im Ernstfall auch entscheidend sein. Im Rahmen einer Beratung vor Ort kann Sedimentum Angehörige mit einem Spezialisten fachmännisch unterstützen.

Auch empfehle ich Angehörigen eine Auffrischung der Erste-Hilfe-Kenntnisse, da bei einem Notfall unter Umständen erste Hilfe geleistet werden muss bis die Rettung vor Ort ist. (Tipp 1)

Was beinhaltet so ein Notfallplan?

In einem Notfallplan werden zunächst die allgemeinen Verhaltensmassnahmen des näheren Umfelds bestimmt. Hier wird beispielsweise festgelegt, welche Person zuerst alarmiert wird und zur Hilfe kommt oder wie sich diese verhalten sollte, wenn ein Unfall passiert.

Ein essentieller Punkt im Notfallplan ist die Organisation des Zugangs zur Wohnung oder Haus. Es sollte festgelegt werden, wer einen Schlüssel für die Wohnung hat oder wo sich ein Ersatzschlüssel befindet, um schnell Zutritt zu bekommen. Beispielsweise ist die Anschaffung von einem Schlüsseltresor eine geeignete Möglichkeit, um den Schlüssel für Dritte zu deponieren. (Tipp 2)

Weshalb können Themen wie Sturzprävention bei meinen Liebsten zu Unmut führen?

Das Thema ist sehr persönlich, da es um mehr als nur mögliche Veränderungen in der Wohnungseinrichtung geht. Die Betroffenen fühlen sich möglicherweise vor den Kopf gestossen, weil sie sich beispielsweise nicht gefährdet fühlen. Ich empfehle Angehörigen und Nahestehenden sich in die Lage ihrer Liebsten hineinzuversetzen und mit sehr viel Empathie an das Thema heranzugehen.

Erfahrungsgemäss braucht es oft mehr als nur ein Gespräch, um das Thema intrafamiliär zu besprechen. Hier ist Geduld gefragt, denn viele Menschen brauchen Zeit, um nachzudenken und wichtige Entscheidungen zu treffen. Auch Angst zu verbreiten ist nicht der richtige Weg. Ich empfehle Angehörigen stattdessen, ihren Liebsten ruhig und sachlich zu erklären, weshalb sie sich Sorgen um deren Gesundheit machen. Oft nehmen diese ihre eigene Situation ganz anders wahr als ihre Familienmitglieder.

Wird die Verletzungsgefahr nach einem Sturze zu Hause falsch eingeschätzt?

Ja, vielfach schon. Ich habe Menschen getroffen, die gestürzt sind und dadurch  alte Frakturen, Hautabschürfungen oder sogar Durchblutungsstörungen haben. Viele Personen gehen nach einem Sturz auch nicht gleich zum Arzt, sondern beissen sich auf die Zähne und denken, dass die Verletzungen wieder von alleine heilen. Sie leiden dann tagelang und melden sich erst, wenn es wirklich gar nicht mehr geht. Ich hatte einen Fall, in dem eine Person gestürzt ist und mir sagte, dass sie starke Schmerzen in der Hüfte hat und nicht mehr laufen kann. Auf meine Nachfrage, wann der Sturz passiert sei, bekam ich als Antwort, dass dieser bereits vor fünf Tagen war. Der Notfallröntgen zeigte dann, dass der Oberschenkelhals gebrochen war.

Ignorieren wir Menschen vielleicht auch bewusst die Gefahr?

Insgesamt beschäftigen wir uns im Alltag eher weniger mit Stürzen. Wir hoffen einfach, dass nie etwas passiert. Wenn wir dann aber doch einmal in eine Notfallsituation geraten, dann nehmen wir an, dass schon irgendwie Hilfe kommen wird. Das ist leider nicht immer der Fall.

Glücklicherweise muss beispielsweise ein Stolpersturz nicht zwangsläufig schlimm sein oder schwere Verletzungen zur Folge haben. Wie ich bereits erwähnt habe, braucht es dennoch sehr viel Aufklärungsarbeit ohne den Menschen gleich Angst zu machen. An diesem Punkt kommt der Notfallmelder von Sedimentum ins Spiel, welcher den Sturz nicht verhindern kann, aber eine zusätzliche Sicherheitsoption bietet. Der Notfallmelder sorgt dafür, dass die verunfallte Person rasch Hilfe bekommt. Der Faktor Zeit kann durchaus über die Gesundheit entscheiden. (Tipp 3)

Ändert sich die Sichtweise von Personen, nachdem sie tatsächlich gestürzt sind?

Das ist sehr unterschiedlich. Es gibt Betroffene, die durch den Sturz auch Kopfverletzungen davongetragen haben und an Amnesie (Erinnerungslücken) leiden. Sie wissen schlichtweg gar nicht mehr, was passiert ist. Dies kommt häufig vor und wir versuchen aufklärend zu analysieren, wie der Sturz zustande kam.

Einigen Personen wird erst nach einem Sturz bewusst, welche Folgen dieser haben kann. Sie treffen dann entsprechende Vorkehrungen um ihr Sturzrisiko verringern, beispielsweise durch das Anpassen ihrer Wohnbereiche. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Personen, die selbst nach einem Sturz noch damit hadern, ob sie ihre Wohnung sicherer gestalten sollten oder nicht.


 

Im dritten und letzten Teil des Interviews mit Beat Mühlethaler gehen wir näher auf die technische Affinität und das wachsende Interesse an Digitalisierung unter Senioren ein.

Bei Fragen rund um die persönliche Sicherheit zuhause, Sturzprävention oder zu unserer SAFE-living Lösung, zögern Sie nicht uns zu kontaktieren. Rufen Sie uns gern an unter der Nr. +41 44 585 93 35 oder schreiben Sie uns an info@sedimentum.com.

We make living safe!

 

Unsere Tipps für Angehörige von sturzgefährdeten Personen:

Tipp 1: Erste Hilfe und Versorgung nach einem Unfall zuhause

Schritt 1: Prüfen Sie zunächst, ob die verunfallte Person ansprechbar ist.

 

Schritt 2: Sollte sie nicht mehr bei Bewusstsein sein und auf Berühren und Schmerzreiz keine Reaktionen zeigen, dann rufen Sie die Rettung über die 144 oder 112 an.

 

Schritt 3: Personen ohne Bewusstsein, aber mit erhaltener Atmung sind vorsichtig in die Seitenlage zu positionieren, damit unterbindet man eine Verlegung der Atemwege durch Erbrochenes oder der zurückgefallenen Zunge.

Tipp 2: Schlüsselbox installieren

Sedimentum empfiehlt die Installation einer Schlüsselbox, sodass Sie im Notfall rasch Zugang zur Wohnung erhalten. Die Schlüsselboxen, auch Schlüsseltresor oder -safe genannt, werden in der Regel nahe der Wohnungstür angebracht und können mit einem Zahlencode geöffnet werden. Die Schlüsselsafes sind in verschiedensten Ausführungen im Fachhandel erhältlich.

Tipp 3: Informieren und offene Fragen klären

Von der Anpassung der Wohnungseinrichtung bis zur Installation eines Notfallsystems, wie der SAFE-living Lösung von Sedimentum, gibt es weitere Möglichkeiten, das eigene Zuhause sicherer zu machen. Im ersten Teil des Interviews erfahren Sie noch mehr zur persönlichen Sicherheit zuhause. Bei weiteren Fragen zum Thema ist Sedimentum jederzeit da um Sie und Ihre Angehörigen zu unterstützen.